Welche Unfallkennzahlen gibt es und was bedeuten sie?
Übersicht:
LTI – Tote & Ausfalltage ab 1 Tag – global standardisiert im Einsatz
TRI – Tote & Ausfalltage ab 1 Tag & Arztbesuche & eingeschränkte Arbeit – OSHA/ISO
DART – Ausfalltage ab 1 Tag & Arbeitsplatzwechsel – US-spezifisch
1000-Mann-Quote – meldepflichtige Unfälle über 3 Tage – Deutschland, DGUV, Berufsgenossenschaften
LTI oder LTIR (Lost Time Injury Rate)
Definition: Häufigkeit von Unfällen mit Ausfalltagen oder Todesfällen pro 1 Mio. Arbeitsstunden, wobei Unfälle bereits ab einem Ausfalltag mitgerechnet werden.
Formel: LTIR=((FAT+LTC)×1.000.000)/Arbeitsstunden
FAT: Fatalities – Todesfälle
LTC: lost time caese – Unfälle mit ≥1 Ausfalltag
Anwendung: Internationaler Standard, in den USA oft auf 200.000 Arbeitsstunden normiert, je nach Unternehmen.
TRI oder TRIR (Total Recordable Injury Rate)
Definition: Umfasst alle meldepflichtigen Unfälle (Tote, Ausfalltage, ärztliche Behandlungen, eingeschränkte Arbeitsfähigkeit).
Formel: TRIR=((FAT+LTC+MTC+RWC)×1.000.000)/Arbeitsstunden
FAT: Fatalities – Todesfälle
LTC: lost time caese – Unfälle mit ≥1 Ausfalltag
MTC: medical treatment case – Unfälle mit Arztbesuch (und ohne Ausfalltag)
RWC: restricted work case – Unfälle mit Arbeitsplatzbeschränkungen
DART (Days Away/Restricted or Transfer Rate)
Definition: Spezifische Unterkategorie der TRIR, die nur Ausfalltage oder Arbeitsplatzwechsel erfasst.
DART=((LTC+RWC)×200.000)/Arbeitsstunden
LTC: lost time caese – Unfälle mit ≥1 Ausfalltag
RWC: restricted work case – Unfälle mit Arbeitsplatzbeschränkungen
Erste Hilfe Fälle werden in allen Kennzahlen nicht mit einbezogen. Die Abgrenzung von Erste Hilfe Fällen zu Unfällen mit medizinischer bzw. ärztlicher Behandlung ist manchmal nicht einfach. Hierzu sind die OSHA-Regeln im Detail zu beachten. Grundsätzlich wird ein Unfall, in dessen Folge vom Arzt nur eine diagnostische Behandlung stattgefunden hat, nicht als Unfall mitgezählt. Auch macht es einen Unterschied, ob z.B. Wunden geklebt oder genäht werden, oder verschreibungspflichtige oder nicht-verschreibungspflichtige Medikamente verabreicht werden.
In Deutschland gängige Kennzahl für Arbeitsunfälle:
1000-Mann-Quote
Definition: relative Unfallhäufigkeit pro 1.000 Vollzeitarbeiter, wobei Unfälle erst ab mehr als 3 Ausfalltagen berücksichtigt werden.
Formel: 1000-Mann-Quote=(meldepflichtige Unfälle x1000)/Vollarbeiter
Durch die branchenspezifische Veröffentlichung der Unfallzahlen durch die Berufsgenossenschaften können sich Betriebe in Deutschland gut mit anderen Betrieben ihrer Branche vergleichen.
Was bedeuten gute Unfallkennzahlen für die Sicherheitskultur?
Das Ziel einer guten Sicherheitskultur ist es, Arbeitsunfälle zu vermeiden. Unternehmen mit einer guten Unfallstatistik sind allerdings noch lange nicht auf der sicheren Seite, wenn andere Indikatoren und Bausteine einer guten Sicherheitskultur nicht passen. Dem Unglück der Deep Water Horizon Plattform von BP 2010 gingen 7 Jahre ohne LTI voraus. Trotzdem starben bei diesem Unfall 11 Mitarbeiter und es kam zu einer beispiellosen Umweltkatastrophe. Die Ursachenanalyse nach dem Unfall ergab, dass zahlreiche Warnzeichen übersehen wurden, dass die Sicherheitsprozesse systematisch gestört waren und dass die Unternehmenskultur durch Kosten- und Termindruck belastet war.